Herr Dr. Tellhelm, wie bewerten Sie die Effizienz des HD/ED Verfahrens im SV?

Durch die schon lange durchgeführte phänotypische züchterische Selektion gegen HD ist es gelungen, die Häufigkeit der HD in der Population erheblich zu verrin­gern. Allerdings muss man sich über zweierlei im Klaren sein: Zum einen hat die rein phänotypische Selektion, also die Auswahl der Zuchtpartner nach ihrem eigenen HD-Befund Grenzen, da dieser Befund nicht allein durch die Genetik beeinflusst wird. Vom HD-Befund lässt sich damit nicht zuverlässig auf die HD-Vererbung schließen. Zum anderen können wir nur Aussagen zu den Hunden treffen, von denen auch Röntgenaufnahmen zur Beurtei­lung eingeschickt wurden. Hier wird leider streng vorse­lektiert, sodass die Häufigkeit von HD in der gesamten DSH-Population deutlich höher liegen dürfte, als es die offizielle Statistik zeigt. Diese Informationslücke zum tatsächlichen Vorkommen der HD beim DSH behindert auch die züchterischen Maßnahmen.

Je weniger Hunde mit ausgeprägter HD in der Popula­tion vorhanden sind, um so langsamer wird der Zuchtfortschritt, wenn man nur nach den HD-Befunden die Zuchtpartner zusammenstellt, also phänotypisch selek­tiert. Deshalb hat sich der SV entschlossen, 1999 die Zucht­wertschätzung für die HD einzuführen. Da die Zuchtwert­schätzung auch Verwandteninformationen berücksichtigtund auf Umwelteinflüsse korrigiert, diese also „heraus­rechnet“, sagen Zuchtwerte mehr über die genetische Ver­anlagung eines Hundes für HD. Auf der Grundlage vonHD-Zuchtwerten lassen sich Paarungen damit besser pla­nen als auf der Grundlage der HD-Befunde der Elterntiere.

Die Verbesserung der HD-Situation war allerdings we­niger deutlich als erhofft. Dazu trägt sicherlich auch ein Festhalten der Züchter an der Phänotypselektion und eine entsprechend geringe Nutzung der HD-Zuchtwerte zu Selektionszwecken bei. Wesentlicher dürfte aber die bereits angesprochene Tatsache sein, dass nur ein Teil al­ler Hunde überhaupt geröntgt wird und ein großer Teil der Hunde mit ungünstigem HD-Befund nicht zur Begutachtung kommt. Wenn für die Zuchtwertschätzung nur oder überwiegend vorteilhafte Informationen zur Verfügung stehen, können genetische Unterschiede nur schwer und nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit ermittelt werden. Wenn mehr HD-Informationen bereit­gestellt würden, hätten wir höhere Zuchtwertsicherhei­ten und könnten zuverlässiger gegen die HD selektieren.

Der Verlauf der HD-Häufigkeit seit 1968 wurde vom Ver­einszuchtwart, Herrn Quoll, in der SV-Zeitung von Sep­tember 2013 sehr eindrücklich in Graphiken gezeigt.